Montag, 31. Dezember 2012

Krach statt Böller

Das alte Jahr mit viel Lärm zu verabschieden ist eine gute alte Sitte. Ich nehme das mal zum Anlass, um eine kleine Rückschau zu halten und mich über die vielen grandiosen Platten zu freuen, die innerhalb der vergangenen zwölf Monate erschienen sind. Ob Böller wirklich dazu imstande sind, böse Geister zu vertreiben, kann man bezweifeln. Aber wer die folgenden Raketen der Punkmusik hört, wird damit sicherlich gute Erfolge erzielen. Hier sind die Kirchencore-Top-10 des Jahres 2012. Wie immer folgt die Auswahl natürlich völlig subjektiven Kriterien.

Donnerstag, 30. August 2012

Es gibt noch Hoffnung

Emily Still Reminds

Wenn Ihr mich fragt, welche Band ich als „fleißig“ bezeichnen würde, dann würde mir sofort Emily Still Reminds einfallen. Obwohl es sich vielleicht nicht für alle so anhört, ist das doch uneingeschränkt als Kompliment gemeint. Zum Glück sind die Jungs aus der Stuttgarter Gegend trotz ihrer vielen Termine sehr entspannte Leute geblieben. So konnte ich beim Freakstock-Festival mit Sänger Simon, Drummer Markus und Gitarrist Adrian in lockerer Atmosphäre ein paar Worte wechseln.

Mittwoch, 29. August 2012

Old Wine in New Skins

(deutsche Version unten)

As is generally known, red wine tastes the best when it has seen several springs. The same can also be true in Punk music. In any case the members of the band The Old-Timers are old as the hills. All of them are about in their mid-30s. Because of their old age you may have met them elsewhere before. Maybe you remember Dave from the Scottish Hardcore group Dragged Out. And maybe you have seen Don at a show at the South African town Port Elizabeth. And you will probably remember Matt from those times when he still swung his drumsticks with False Idle from North America's Idaho. Obviously, globalization is not stopping at Christian Hardcore and thus the three of them have now released a record called „Soli Deo Gloria“ which is pretty impressive.

Freitag, 17. August 2012

Backe-backe-Kuchen

(English Version below)

Wer ein gutes Punk-Album backen will, braucht ein Pfund Krach, eine mittelgroße Gitarre, eine Tasse Melodie und eine doppelte Prise lustiger Durchgeknalltheit. So geht der Klassiker. Seit der Zeit unserer Großeltern Oma Patti und Opa Joey wird das Rezept in dieser Form überliefert. Doch mitunter ist es auch nötig, dass Pioniere der Zuckerbäckerei sich aufmachen, um etwas Neues auszuprobieren und dem Althergebrachten so firschen Pepp zu verleihen. Solche Pioniere der Punkmusik sind Destroy Nate Allen.

Dienstag, 17. Juli 2012

Let Your Nerve Tracts Run Hot

(deutsche Version unten)
„Where Thieves Cannot Tread“ is the title of the new album by Hardcore three piece JumpShip Quick. The album artwork fits the band name very well, because it is adorned by a sinking ocean liner. This record contains 16+1 pleasingly fast and melodious Hardcore songs whose mainly poppy parts remind me of older stuff by NoFX or MxPx whereas the wilder parts remind me of the Assorted Jelly Beans or German blast band Praiser. These guys really know who to write catchy melodies without chumming up unduly. This way they are keeping their songs a bit inconvenient all the time. And that is what Punk Rock has got to be like, right?

Samstag, 7. Juli 2012

Songs über Abtreibung

Vor einem Vierteljahrhundert veröffentlichte die Punkband Big Black ein mehr oder minder legendäres Album, das lauter „Songs about F**king“ enthielt und auch so hieß. Sozusagen als Gegenbewegung dazu fühlen sich gerade christliche Punkbands offenbar dazu gedrängt, am laufenden Band „Songs about Abortion“ zu komponieren. Die Palette ist derart reich bestückt, dass die englisch-sprachige Wikipedia sogar eine Liste besagter Songs führt.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Spanisch-Stunde

(English version below)

¿Qué numéro de teléfono tienes tu? - So geht der einzige spanische Satz, den ich aktiv beherrsche: „Wie lautet deine Telefonnummer?“ Dummerweise bietet sich aber in meinem Alltag nur sehr selten die Gelegenheit, diesen Satz zu benutzten. Ein bisschen Nachhilfe-Unterricht bekomme ich nun von der Band Metanoia aus Chile. Denn diese vier Jungs liefern mit „Retroceder Nunca“ ein Album ab, das von vorn bis hinten in rasantestem Spanisch besungen ist. Besser als Spanisch verstehe ich übrigens Altgriechisch, weil ich das im Alltag häufiger benutze. Und so kapiere ich wenigstens den Bandnamen der Chilenen: Metanoia bedeutet „innerlich Umdrehen“ oder „mentale Kehrtwende“.

Donnerstag, 31. Mai 2012

Remembering Tekla Knös

It has become quiet around the Swedish band Tekla Knös. This is because the band's bassist and singer, Markus, has died all of a sudden some months ago. And although this is a very sad thing of course, Elof of Etik och Moral Records has now got down to work in order to release some new recordings of Tekla Knös. These four songs had been recorded by the band shortly before Markus fell ill. A fund-raising project has been started and will hopefully bring in the money that is necessary to make the release possible. I have asked Elof a few questions about this.

Donnerstag, 24. Mai 2012

Size Does Matter

(Deutsche Version unten)

We are living in times of musical play back devices whose speakers are about as bis as a Quarter Dollar. I am thinking of all those laptops and cell phones that draw their music from the mp3 supermarkets of the worldwide web. Of course I do not want to demonize this. It is completely okay to me if you like to enjoy your music through the two rubber ear plugs of your telephone. I just want to say: Music can be louder. After all, size does matter. Some years ago I have dug out a pair of fat old speaker cabinets and a fat old stereo amplifier from the most remote corner of my basement. And I was really happy about this sort of equipment, when a pre-release copy of True Liberty's new album came flying into my mailbox lately.

Sonntag, 6. Mai 2012

Würdevoll altern

Vor vielen Jahren verkündeten die Descendents trotzig „I Don't Want to Grow up“ und erklärten damit den Don Quixote'schen Windmühlen den Kampf. Hat natürlich nichts genützt. Der Zahn der Zeit war stärker. Im Unterschied zu den Descendents legen MxPx nun ein Album vor, das sich mit dem Erwachsen-Werden ausgesöhnt hat. Und dazu noch sehr beachtlichen Dampf erzeugt.

Freitag, 27. April 2012

Botschaft mit Musik

Ein Interview mit Burn the Christmastree

Osterdienstag in Willingen im Sauerland: Vier Fünftel von Burn the Christmastree dopen sich mit einigen Bechern kalten Kaffees für ihre bevorstehende Show in der Evangelischen Kirche. Der fünfte Mann hängt noch auf der Autobahn fest, wo der Kaffee vermutlich wärmer ist. Hinter dem schnodderigen Namen Burn the Christmastree verbirgt sich eine junge Ska-Punk-Band aus Sachsen. Die beiden Trompeter Ruben und Gerd sowie Schlagzeuger Tim und Gitarrist Daniel beantworten mir ein paar Fragen. Im Gespräch wird mir schnell klar: Was diese Jungs zu bieten haben, wäre als „Musik mit Botschaft“ nur unzureichend beschrieben. Eigentlich handelt es sich vielmehr um „Botschaft mit Musik“.

Montag, 23. April 2012

Travel to the Past

(deutsche Version unten)
What's over is over. But still, the past is not simply gone just because nobody is able to turn back the clock. Who keeps the eyes – or, more precisely: the ears – open can still encounter things that stem from the past, even in our present. Like, for example, the nice Complete-Works-Edition of uniSEF that has been released by Thumper Punk Records lately.

Donnerstag, 5. April 2012

Jesus

Ostern steht vor der Tür. Während viele ja meinen, dass dieses Fest gefeiert wird, weil da mal irgend so’n Hase gestorben ist, wissen wir Schlaubies natürlich, dass es an Ostern um Jesus geht. Vor langer Zeit gab es mal ein schmissiges und österliches Lied über Jesus, das auch heute noch in manchen Gesangbüchern zu finden ist, und das ging so:
Welch ein Freund ist unser Jesus,
o wie hoch ist er erhöht!
Er hat uns mit Gott versöhnet
und vertritt uns im Gebet.

Freitag, 23. März 2012

Was lange währt

wird endlich gut. Denn ihr Debut-Album hatten Front 77 ja bereits seit Monaten angekündigt. Jetzt ist es so weit: Anfang März ist das Erstlingswerk „Soli Deo Gloria“ der Band aus Aue erschienen. Und das Warten hat sich gelohnt. Endlich gibt es den altbekannten Song „Perestroika“, sowie andere Hits auch für die heimische Stereoanlage! Das Ergebnis kann sich hören lassen: Die Melodien gehen wunderbar ins Ohr, die Vocals werden Oi-mäßig gegröhlt, und die Kunst des abrupten Liedschlusses haben Front 77 perfektioniert.

Freitag, 16. März 2012

Mixed Feelings

(deutsche Version unten)

It has not very often been as difficult for me to write a review as today. Because in terms of music and melodies the record „Helpless but not Hopeless“ by California's The Way is to my taste really the coolest release during the last months. Finally a Christian band whose sound is fit to hold a candle to Bad Religion! I am honestly taken with the high amount of fun factor that The Way are arousing here. For this I give them an A+.

Mittwoch, 29. Februar 2012

Watch out!

(deutsche Version unten)

The times are definitely gone when Hardcore still sounded like a herd of madcap gorillas treating their guitars and drums with cudgels. To a growing degree bands are incorporating gentle and sensitive parts into their music. Some call this Post-Core, others term it Emotional Hardcore. However. - At any rate this results in some sort of music that fuses the fury of New School Hardcore with the beauty and tragedy of human life. During the past months Blood and Ink Records have released several records of bands that bustle at this boundary line between inspection and bluster. With the EP „Signs of the Time“ by the band With Increase they have lately put out an oeuvre that carries the development to its peak. Because on „Signs of the Time“ the contemplative parts even outweigh the explosive ones.

Freitag, 3. Februar 2012

On the Nature of Faith

(deutsche Version unten)

Which is the most important virtue in Punk Rock? Loudness? - That one is important for sure. Provocation? - Not to be scoffed at, too. The courage to express one's own opinion? Definitely, that is also very essential. But what about simplicity? Simplicity must be listed at this place on all accounts. Because Punk and musical virtuosity do not go together very well. Otherwise, what you get is New School Hardcore. Simplicity is not a bad thing. Far from it! What Punk Rock needs is this certain ounce of ingeniousness to play music which is simple and intoxicating at the very same moment. This sort of an ingenious ounce can be found in the music of the Kings Kids sure enough. They play Street Punk without frills that often sounds like Rancid and sometimes a bit like the Misfits. By abstaining from complicated solos and tricky rhythms the Kings Kids have created the album „Set Sail and Seek“ which is full of earworms who get stuck in your auditory canal until you bait them out again by offering them an extra large pizza. That is what I call successful songwriting. Punk Rock that is fun precisely because it is not overcharged.

Freitag, 20. Januar 2012

Great Stories

An interview with Jimmy Sisco
(deutsche Version unten)

At the end of the last year Absolved have released an EP of nicely noisy old school music. By now this piece of solid workmanship is available as a combined download with the band's debut album from Thumper Punk Records. I have chatted a bit with singer Jimmy Sisco by email about the world and his brother.

Donnerstag, 12. Januar 2012

Enzyklopädie der christlichen Punkmusik, Teil 3

Inzwischen hat er schon ein paar Wochen auf dem Buckel, verliert aber trotzdem nichts von seinem Elan. Gemeint ist „Punk Never Dies, Vol. 1“, der kostenlose Sampler aus dem Hause Indie Vision Music. Auf der Compilation tummelt sich alles, was in der christlichen Punkmusik Rang und Namen hat. Oder gerade im Begriff ist, berüchtigt zu werden. Neben solchen Klassikern wie Headnoise und Value Pac sind auch einige jüngere Bands auf dem Sampler vertreten, die es sich zu entdecken lohnt.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Jahresrückblick

(English version below)

„Die Jugendlichen von heute haben schlechte Manieren und verachten die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ - Dieser Ausspruch wird schon seit längerer Zeit dem guten alten Philosophen Sokrates in die Schuhe geschoben. Allerdings wird nicht überliefert, ob die Feststellung als Kritik oder nicht vielleicht doch als Kompliment verstanden werden will.