Samstag, 16. März 2013

Hallo Wach!

Pink Floyd haben für einen einzigen Song gerne mal dreiundzwanzigeinhalb Minuten gebraucht. In der gleichen Zeit schreddern Praiser ein ganzes Album mit 16 Tracks herunter. Ihr aktuelles Opus heißt „Amen“ und bietet mal wieder Hochgeschwindigkeitspunk mit melodiösem Geschrei. Wenn jemand Pink Floyd auflegt, döse ich ja gelegentlich mal ein. Das wird bei „Amen“ von Praiser wohl niemandem passieren. Diese Platte rüttelt wach. Aber so richtig!

Natürlich liegt das auch an der Botschaft des Hamburger Hardcore-Duos. Dass die beiden Jungs sich keine Vorschriften machen lassen, ohne sie kritisch zu hinterfragen, ist von den letzten Releases schon bekannt. Und auch mit der neuen Platte gehen sie unkonventionelle Wege. So erlauben sie sich einfach mal, ihr viertes Album vor dem dritten zu veröffentlichen (weil das sich noch in einer Hamburger Schublade auf seinen großen Auftritt vorbereitet). Scheiß auf die gesellschaftlichen Konventionen! Praiser sind auf Krawall gebürstet.

Das wird spätestens mit den neuen Songs so richtig deutlich, denn erstmals haben Praiser den größten Teil ihrer Platte auf deutsch getextet. Als christliche Hardcore-Band haben sie sich mittlerweile daran gewöhnt, zwischen den Stühlen zu sitzen. Den Punks sind sie zu fromm, den Frommen zu punkig. Deswegen vertreten die Hamburger in beide Richtungen lautstark ihre Meinung: Wo christliche oder anarchistische Dogmen zur platten Phrase werden, grenzen sie sich beherzt von ihnen ab. Praiser ziehen an der Seite von Jesus Christus auf die Barrikaden gegen festgefahrene gesellschaftliche Strukturen und lassen sich dabei von der Hoffnung auf die Nähe Gottes und die Ewigkeit beflügeln.

Sie versprühen also Krawall in jede Richtung. Dadurch ist es für alle Hörerinnen und Hörer möglich, sich von dieser Botschaft angeätzt oder auch inspiriert zu fühlen. Und genau das macht den Charme des Albums „Amen“ aus. Musikalisch klingelt die Platte kräftig in den Ohren – wie sich das für einen guten Wecker gehört. Diese Hallo-Wach-Erfahrung muss niemand sich entgehen lassen. Wie immer ist das Album über die Homepage der Band kostenlos zu beziehen.

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