Dienstag, 20. Dezember 2011

Enzyklopädie der christlichen Punkmusik, Teil 2

Das Wort „Minderheit“ klingt ja nicht unbedingt so, als wäre es das pure Vergnügen, zu einer zu gehören. Allerdings pflegen bestimmte Gruppen – besonders wenn es sich bei ihnen um weltanschauliche Clubs handelt – ja auch ein gewisses Minderheiten-Bewusstsein. Denn das hilft dabei, sich selbst als Teil einer Elite zu sehen. Das nämlich ist dann schon irgendwie ein Vergnügen. Zu solchen weltanschaulichen Gruppen mit Minderheiten-Gehabe zählen zum Beispiel die Punks oder die Christen. Und ganz besonders gilt das eben Gesagte dann wohl für christliche Punks, denn die sind dann gewissermaßen Minderheit zum Quadrat. Aber gegen die Gefahr, dass christliche Punks jetzt vor lauter Selbstbewusstsein die Bodenhaftung verlieren, hilft der Genuss von „Punk Never Dies, Vol. 1“ Dieser schöne Sampler von Indie Vision Music vereinigt die Songs von mehr als 50 christlichen Punkbands und verhilft dadurch zu der sehr heilsamen Einsicht, dass diese Leute jetzt nicht völlig vom Aussterben bedroht sein können. Außer den alten Hasen von Dogwood und Empty Tomb mischen hier auch zahlreiche kleinere Bands mit, wie etwa die folgenden:

Aus Boise in Idaho stammen die umtriebigen Streetpunks von False Idle. Ihr gutes Gefühl für eingängige Melodien und schnodderige Riffs haben sie schon im letzten Jahr demonstriert, als sie einige alte Evergreens aus dem Kirchengesangbuch punkmäßig vertont haben. Dieses Jahr folgte dann mit „I Refuse“ eine EP, auf der die Band dann einige Eigenkompositionen darbietet. Und in den nächsten Tagen wird bei Thumper Punk und Veritas Vinyl ein kleiner Weihnachts-Sampler erscheinen, zu dem False Idle ebenfalls einen Song beigesteuert haben.

Praiser waren früher zu dritt und hießen Preacher. Aber dann kamen vor etwa zwei Jahren ein paar kleine Veränderungen an der Besetzung und am Bandnamen. Stilistisch hat sich dadurch wenig verändert: Nach wie vor spielt die Band aus Hamburg crustigen und irre schnellen Punk mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Geschrei und Melodie. Obwohl die beiden Jungs zu zweit auf der Bühne stehen, machen sie dennoch Krach für mindestens vier. Ihre Musik verteilen sie konsequent als kostenlose Downloads. Bald soll angeblich ein neues Album am Start sein.

Dass Streetpunk sich mit Elementen aus dem Folk extrem aufwerten lässt, dieses Rezept haben The Rekoning für sich entdeckt. Die vier Jungs aus Kalifornien garnieren ihre Punkmusik mit einem von der Mandoline gespielten Sahnehäubchen. Diese Mischung macht richtig viel gute Laune. Vor längerer Zeit hat die Band eine schwarzweiße EP veröffentlicht, auf die im Jahr 2009 das Album „The Road Less Traveled“ bei Strike First folgte. Leider hat die Platte noch nicht die Beachtung gefunden, die sie verdient hätte, und muss daher eher als Geheimtipp gelten.

Arthur sind zu 75% identisch mit MxPx, klingen aber vielleicht ein kleines bisschen erwachsener. Ganz klar lebt ihre Musik von den Melodien und von der Stimme des großartigen Mike Herrera. Dessen zweiter Vorname verleiht auch der Band ihren Namen. Das aktuelle Album „Watch the Years Crawl by“ macht musikalisch sehr schön deutlich, dass eben selbst Punkrocker mit zunehmendem Alter etwas ruhiger und vielleicht sogar vernünftiger werden. Ein Genuss für die Ohren ist das allemal.

Checkt aber auf alle Fälle auch The Hoax, Hanover Saints und An Honest Mistake, die poppige Punkmusik mit krassen Synthi-Klängen verbinden.

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