Dienstag, 22. März 2011

Weniger Rassismus, mehr Freundschaft!

Was war nochmal das Beste, was es gibt auf der Welt? Richtig – laute Punkmusik in geselliger Runde. Deswegen haben die beiden Bands Fallobstfresser und Wehrlos unter dem Titel „Friendship“ eine schicke 12“-Split-Schallplatte herausgebracht (Dismiss Records 2011). Die Platte kommt im beklebten Pappcover schon auf den ersten Blick sehr DIY-mäßig daher. Dies bedeutet jedoch mitnichten, dass die Bands musikalisch geschlampt hätten. Das Gegenteil ist der Fall: Alle sechs Songs sind so sauber eingespielt wie es möglich ist, ohne die nötige Schnodderigkeit zu verlieren. Beide Bands spielen Punkrock mit deutschen Texten und beweisen auf ihrem neuesten Erzeugnis, dass sie das genretypische Rumpel-Feeling mit wunderbar eingängigen Melodien verbinden können. So lädt die Platte von vorn bis hinten zum Mitgrölen ein.
„Hey ihr Wichser,
verpisst euch jetzt!
Hier ist kein Platz
für euch Grauzonendreck!“
(Fallobstfresser – Ihre Fassaden)
In den Texten kriegen in erster Linie die Rechten eins vor den Latz. Wer mit rassistischen oder nationalistischen Einstellungen sympathisiert, wird hier konsequent abgewatscht. Natürlich gehört es seit jeher zu den guten und wichtigen Traditionen des Deutschpunk, rechtsextremes Gedankengut scharf zu kritisieren. Aber wer Kritik übt, sollte – um glaubwürdig zu sein – der kritisierten Sichtweise auch im positiven Sinne etwas entgegenzusetzen haben. Dass die Bands Wehrlos und Fallobstfresser dies können, wird spätestens dann deutlich, wenn man die neue Platte als Gesamtkomposition betrachtet. Die vorherrschende Devise lautet „Freundschaft“, und so trägt die Scheibe ihren Namen ganz zu Recht.
„Ich weiß -
du bleibst bei mir!“
(Wehrlos – An deiner Seite)
Eine witzige und sehr stimmige Idee ist es, dabei die B-Seite der Schallplatte völlig unbespielt zu lassen, während sich auf der A-Seite die Songs von Fallobstfresser und Wehrlos abwechseln. Als würden beide sich die Hände reichen, verschränken sich so die Stücke der Bands miteinander. Damit zelebrieren die beiden Gruppen einerseits die Freundschaft, die sie miteinander verbindet. Andererseits ermuntern sie aber auch diejenigen, die diese Musik hören, dazu, selbst Freundschaften zu pflegen. Weniger Rassismus, dafür mehr Freundschaft – so lautet das Motto, unter dem die Split-12“ steht.

Fallobstfresser haben übrigens vor wenigen Wochen ihre Auflösung bekannt gegeben. Die jüngste Platte nutzen sie also dazu, sich mit einem letzten Paukenschlag von der Bildfläche zu verabschieden. Wehrlos indessen machen sich auch weiterhin als Band gegen Rassismus und für Freundschaft stark.

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