Dienstag, 31. August 2010

Könige der Straße

Vermutlich speisen die American Werewolves in der Regel sehr fürstlich: KöPi und Burger King. So klingt jedenfalls ihre Musik. Auf der neuen Platte „Wanderers Forever“ (Warbird Entertainment) legt das Quintett aus Cleveland 13 königliche Gesänge vor. Das ist Street Punk, so wie er sein sollte: Mit rauem Gesang, bratenden Gitarren und schnellen Rhythmen. „Oooho“-Chöre fehlen natürlich genauso wenig wie Melodien, die ins Ohr gehen. Nur wirft Sänger Trevor ziemlich verschwenderisch mit langgezogenen Silben um sich, die irgendwie jaulig klingen und daher leider nerven. Aber andererseits ist das wohl auch sein Markenzeichen und muss ihm deswegen verziehen werden.

Der Street Punk von den Werwölfen hört sich nicht nur nach Straße an, sondern er handelt auch von ihr. Denn die American Werewolves bezeichnen sich selbst gerne als „Kings of the Streets“. Das Motiv klingt im Titelstück „Wanderers Forever“ kurz an, und auch das komplette Stück „Kings of the Cleveland Streets“ dreht sich darum:
Kings of the Cleveland Streets:
Too young to die, too old to dream.
Our hearts were young, but our souls were old.
My blood runs hot, but the night is cold.
Dabei wollen die Jungs gar nicht mackermäßig die Kings raushängen lassen. Sondern Königswürde hängt davon ab, wie man sich fühlt. Die Werewolves fühlen sich gut aufgehoben auf Clevelands Straßen. Dort sind sie zuhause, dort gehören sie hin, dort kennen sie sich aus. Deshalb sind sie Könige, obwohl sie keinen Reichtum besitzen und ihre Zeit auf der Straße verbringen.

Die American Werewolves führen damit ein ganz ähnliches Leben, wie der Philosoph Diogenes im alten Athen. Diogenes besitzt nichts außer einem Wanderstab und einem Mantel. Er schläft auf dem Marktplatz in einem Fass, um dadurch allen Menschen zu zeigen, wie wenig man zum Leben braucht. Und trotzdem ist Diogenes happy. Er sagt: Ich muss nicht ständig nach Reichtum gieren, und weil ich sowieso nichts habe und auch nichts haben will, bewahrt mich das davor, meine Mitmenschen zu betrügen oder schlecht über sie zu denken. Diogenes hat keine Krone, aber er hat ein edles Herz. Darum geht er so weit, zu behaupten: Wir Philosophen der Straße, wir sind die wahren Könige. Diogenes und die American Werewolves - die edelherzigen Könige der Straße.

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