Samstag, 28. August 2010

In der Hölle kennen wir uns aus

Gegenüber dem Thema Religion sind Punk-Bands ja in der Regel sehr skeptisch. Allerdings gibt es ein religiöses Motiv, dem zahlreiche Songs gewidmet sind. Und dabei handelt es sich nicht etwa um etwas Gefühlsduseliges oder Erbauliches sondern um etwas Krasses und Fieses: Es geht um die Hölle. Sie darf – obwohl sie strenggenommen auch aus dem Bereich der Religion stammt – auf vielen Punk-Platten mitmachen. Darum folgen hier nun die Top 10 der Punk-Songs, die sich mit der Hölle auseinandersetzen:

Platz 10:
Millencolin – Farewell My Hell (Kingwood CD, Burning Heart 2005)
Ein Jugendlicher zieht von Zuhause aus und entkommt damit der Hölle der Gewalt.

Platz 9:
Pennywise – Christmas in Hell (V.A. - Kevin & Bean's Last Christmas CD, KROQ 1999)
Wenn man zum Fest der Liebe im Kreise der Familie hockt, kann man sich ziemlich auf den Senkel gehen. Und dann noch auf gute Stimmung zu machen, das kann die Hölle sein.

Platz 8:
Lust Control – Fun, Fun Feeling (Fun, Fun Feeling CD, Blonde Vinyl 1991)
Der Titel-Track eines unterschätzten Albums. Mit Dingen die Spaß machen, kann man sich auch in die Scheiße reiten. Im Extremfall findet man sich dann unversehens in der Hölle wieder.

Platz 7:
O.C. Supertones – Everything's Broken (Revenge of the O.C. Supertones CD, BEC Recordings 2004)
Irgendwie ist das Leben doch auch echt schwierig. Du willst eigentlich das Beste daraus machen, und dann kommt manchmal doch nur Schrott heraus. Das ist für die Ska-Helden aus Californien die Hölle.

Platz 6:
The Misfits – Green Hell (Earth A.D./Wolfs Blood 12“, Plan 9 1983)
Na gut: Hänsel und Gretel haben sich auch im Wald verirrt und sind einer unfreundlichen Frau in die Hände geraten. Doch das ist nichts gegen die Grüne Hölle, von der die Misfits singen.

Platz 5:
Praiser – It Is Hell (Blessed Be the Punk CD, Indie 2010)
Überall drohen Fußangeln, wenn du im Leben sauber bleiben willst. Da ist es gar nicht leicht, Orientierung zu finden. Trotzdem vertrauen die Hamburger Punks darauf, dass sie in allem Schlamassel doch nicht auf sich alleine gestellt sind.

Platz 4:
Dear Landlord – I Live in Hell (V.A. - Pretend Record Download, No Idea 2009)
Diese Melodie geht ins Ohr. Das Lied handelt vom Leben in einem Mietshaus voller normal-bescheuerter Nachbarn. Im Keller ist dort die Hölle los.

Platz 3:
Bad Religion – Fuck Armageddon … This Is Hell (How Could Hell Be Any Worse 12“, Epitaph 1982)
Na klar. Dieses Stück vom legendären Debüt darf in der Top-Liste auf keinen Fall fehlen. Wo Leute mit Waffen handeln und sich am Tod anderer eine goldene Nase verdienen, da muss einfach die Hölle sein.

Platz 2:
Hanover Saints – Hell on Earth (Murdertown CD, GMM Records 2005)
Leute machen einander gegenseitig das Leben zur Hölle. Angesichts der Rücksichtslosigkeit, mit der manche andere ausnutzen und ihnen Gewalt antun, reagieren die Hanover Saints verständnislos.

Platz 1:
Sum 41 – Hell Song (Does this Look Infected? CD, Island 2002)
Die Platte hat sich damals gut verkauft, aber das Lied ist trotzdem geil. Auch Schicksalsschläge können dir den Mut rauben und dich mitten in die Hölle hinein versetzen.

Es ist spannend zu beobachten, dass sich die genannten Songs in einem Punkt ziemlich einig sind. Darüber, wie es in der Hölle aussieht, herrscht erstaunlicherweise ein weitgehender Konsens: Wer in die Hölle will, muss dazu keine weite Reise unternehmen. Schon gar nicht bis ins Jenseits. Sondern die Hölle fängt schon vor der eigenen Haustür an. Die meisten der höllischen Punk-Lieder klagen die Menschen an, die anderen das Dasein zur Hölle machen. Nach dem Motto von Jean-Paul Sartre: „Die Hölle, das sind die anderen.“ Nur einzelne Punks kommen auf den Gedanken, dass sie selbst auch was zu dem schlechten Zustand beitragen und sich daher lieber auch an die eigene Nase fassen sollten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen